Der denkmalgeschützte ehemalige Leitbunker der Kruppschen Nachtscheinanlage. Foto: privat
Der denkmalgeschützte ehemalige Leitbunker der Kruppschen Nachtscheinanlage. Foto: privat

Velbert. Der Leitbunker der ehemaligen Krupp‘schen Nachtscheinanlage aus
dem Zweiten Weltkrieg – das Velberter „Scheindorf“ – ist wieder der Öffentlichkeit zugänglich: Am Tag des offenen Denkmals, 11. September, ist der Leitbunker unter der Organisation der ehrenamtlichen Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen.

Die Besucher können, versehen mit einem entsprechenden „Hand-Out“, die Exponate im Außengelände und auch den Leitbunker selbst besichtigen. Die Ehrenamtler beantworten gerne Fragen. Ein Bücher- und Informationsstand rundet das Programm ab.

Als Neuerung wird den Besuchern in dem ehemaligen Leitbunker ein 5,20 mal 2,40 Meter messendes Präsentations-Grid geboten, in dem die themenbezogenen historischen Exponate sowie historische Fotos des ehemaligen „Scheindorfes“ unter LED-Beleuchtung in moderner und professioneller Weise präsentiert werden.

Auch ein ortsfester Beamer mit Dauer-Lichtbildpräsentation ist integriert. „Die Stadt Velbert hat diese Maßnahme im Rahmen ihres Corona-Förderfonds für das bürgerschaftliche Ehrenamt dankenswerter Weise finanziell unterstützt“, erklärt hierzu Jürgen Lohbeck von der Arbeitsgruppe „Kruppsche Nachtscheinanlage“. Die Ehrenamtler waren überaus fleißig: Sie investierten in Planung, Bau und besuchergerechter Anordnung der Ausstellung gut 100 Stunden.

Deutschlandweit besonders: die Anlage auf dem Rottberg

Auf dem Velberter Rottberg wurde im Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1944 die sogenannte Nachtscheinanlage betrieben. Die von der Velberter Bevölkerung „Scheindorf“ genannte Anlage war eine mit einfachsten Mitteln realisierte partielle Nachbildung der Essener
Gussstahlfabrik der Friedrich Krupp AG. In der ersten Kriegsphase wurde damit den nur
nachts angreifenden alliierten Flugzeugen suggeriert, dass sich hier die schlecht
abgedunkelte und in Betrieb befindliche Krupp’sche Gußstahlfabrik befindet.

Die Nachtscheinanlage sollte somit Angriffe auf sich ziehen und Flieger von der etwa zehn Kilometer entfernt liegenden tatsächlichen Fabrik in Essen abhalten. Von 1941 bis 1943 ist das gelungen. Der Bau war eine Art riesige Zielscheibe für Flugzeuge – zugleich aber eine permanente Gefahr für die inmitten der Anlage liegenden Bauernhöfe.

Nach dem Krieg wurde die Nachtscheinanlage abgebaut und geriet zunächst in Vergessenheit. Nur der ehemalige Leitbunker der Scheinanlage blieb unbeschädigt erhalten. Die unter Denkmalschutz stehende Bunkeranlage in Velbert ist eine der wenigen Überreste einer solchen Scheinanlage überhaupt und damit deutschlandweit ein besonderes historisches Denkmal. Heute erinnert das Bauwerk an die Schrecken des Krieges und dient gleichzeitig als Mahnmal.