Sie haben das Wahlprogramm der Wülfrather CDU vorgestellt: Fraktionsvorsitzender Axel Effert, Bürgermeisterkandidat Andreas Seidler, Patrick Schneider, Dr. Elke Platzhoff, Walter Brühland und Martin Sträßer. Foto: Kling

Wülfrath. Die Wülfrather CDU und ihr Bürgermeisterkandidat Andreas Seidler haben ihr Programm für die Wahl am 13. September vorgestellt.

Corona sei Dank. Die Regeln, die es in Zeiten der Pandemie zu befolgen gilt, sind tatsächlich auch mal ein Segen: Die Wülfrather CDU stellt an einem lauen Sommernachmittag ihr Wahlprogramm vor – im Biergarten des Tunnelcafés am Zeittunnel. (Schön mit Abstand, versteht sich.)

Auf der einen Seite unter den Sonnenschirmen vier Journalisten, alles Männer, weil die Frauen, die es gäbe, wohl im Urlaub sind. Gegenüber, die Wand im Rücken, die Vertreter/innen der CDU, fünf Männer und eine Frau. Bei der Mannschaft, die für die Union diesmal antritt, sieht das Verhältnis anders aus: Auf dem Titelfoto der Wahlkampfbroschüre, die Andreas Seidler später verteilt, stehen elf Männer und fünf – zum Teil auch sehr junge – Frauen. Entstanden ist das „Mannschaftsfoto“ vor Fachwerkhäusern des Kirchplatzes. Mehr Heimat-Ambiente geht in Wülfrath nicht.

Überhaupt rückt Bürgermeister-Kandidat Andreas Seidler die Mannschaft in den Vordergrund. Wenige Tage zuvor hat Konkurrent Rainer Ritsche (fast) allein sein Programm präsentiert, wie sollte er auch anders: Als unabhängiger Kandidat hat er ja keine eigene „Mannschaft“.
Anders macht es Andreas Seidler, der zwar zur Pressekonferenz eingeladen hat und die Veranstaltung auch moderiert. Aber hier stellt die CDU ihr Programm vor, das Team gemeinsam. Es mag Zufall sein, aber das passt zum Bild des Eishockey- und Fußballfans Seidler. Er sieht sich als

Mannschaftsspieler, geht jetzt als Mannschaftsführer für das Team auf den Platz.
Diese Betonung auf die Partei mag manchen Beobachter überraschen. Denn wie die Wahl zum Stadtrat ausgeht, ist in Wülfrath in der Regel ja nicht so spannend. Die CDU wird irgendwie gewinnen, erstens weil das hier immer so ist und zweitens weil ihr der Trend auch noch in die Karten spielt.

Spannend wird die Frage, ob Mannschaftsführer Andreas Seidler auch Bürgermeister wird, werden kann. Die Schlagrichtung ist klar: „Ein Wülfrather als Bürgermeister.“ So steht es auf der Wahlkampfbroschüre des Kandidaten. Seidler will damit punkten, dass er Wülfrather durch und durch ist. Ein Familienmensch, ein Sportfan, einer der beim Kartoffelfest auch mal den „Prominenten im Sack“ macht. Nur dass der 52-Jährige mit seiner Generalvertretung einer Versicherung seit 26 Jahren in Mettmann arbeitet, ist ein (Achtung Ironie!) wirklich dunkler Fleck auf seiner weißen Wülfrath-Weste.

Andreas Seidler ist ein Kümmerer, ein fürsorglicher Mensch, einer der anpackt. Er will, dass seine Mannschaft, die CDU, mit ihm am Ende gut dasteht.

Die Pressekonferenz am Zeittunnel hat er straff getaktet. Er und seine Mitstreiter/-in erklären kurz und knapp die wichtigsten Programmpunkte (die in der Wahlkampfbroschüre stehen und im Internet unter www.cdu-wuelfrath.de zu finden sind).

„Mehr für Wülfrath“ heißt der Slogan. Es geht um Wohnungsbau, Gewerbeflächen, Wirtschaftsförderung, Umwelt und Klimaschutz und vieles mehr. Andreas Seidler ist einer, der einlädt, der Menschen mitnehmen, begeistern und überzeugen will. Er kann auch Konfrontation, wie es im sogenannten „Netz“ auch mal geschieht, aber er ist kein Scharfmacher.

Wer die IHK-Wahlkampfarena der Bürgermeister-Kandidaten (immer noch online unter https://www.duesseldorf.ihk.de/standort/aktuelles/kommunalwahl-2020-aufzeichnungen-und-berichte) gesehen hat, der weiß: Zwischen diesen Bewerbern wird es kein Hauen und Stechen geben. Hier ist Anstand gefragt, und das ist in Zeiten wie diesen ja auch schon ein hohes Gut.

Es ist auch eher Fraktionsvorsitzender Axel Effert, der auch bei Präsentation des Programms am Zeittunnel die Nuancen setzt. Ja, die CDU wolle Wachstum, beispielsweise mehr Einwohner. Zu dem Programm „22+“ hätten anfangs alle Fraktionen des Stadtrates gestanden, alle. Und heute? Ja, die Stadt brauche Wachstum, um ihre Selbstständigkeit zu erhalten und um mehr Steuern einzunehmen. Ob die gewünschten 22.000 Einwohner „plus“ überhaupt erreicht werden können, das stehe noch auf einem ganz anderen Blatt.

In Effert brodelt es, wenn er erzählt. Vor allem wenn er erzählt, was in der Verwaltung alles nicht geklappt habe, dass Investoren vergrault worden seien, wenn er vom „Stillstand“ spricht. Bei ihm ist das „MEHR FÜR WÜLFRATH“ in der Broschüre auch laut in Großbuchstaben geschrieben.

Für die effertsche CDU liegen die Probleme vor allem im Rathaus und in seiner Führung, weshalb diese CDU auch die Bürgermeisterin nicht wieder als eigene Kandidatin aufgestellt hat.

Für einen Moment erscheint das Bild vor dem inneren Auge des Verfassers: Eine Verwaltung mit Andreas Seidler an der Spitze, der Bürgermeister für alle sein will, und ein Stadtrat mit Axel Effert als Antreiber aus der CDU-Fraktion. Spannender lässt es sich kaum vorstellen.

Zunächst aber ist erst einmal noch Sommer mit lauen Tagen, die CDU zieht als Mannschaft in den Wahlkampf. Und mit einem Bürgermeisterkandidaten, der schon jetzt auf viele Sympathisanten bauen kann.