Das Gespräch von Kerstin Griese und Franziska Giffey wurde per Livestream übertragen. Foto: Büro Griese
Das Gespräch von Kerstin Griese (r.) und Franziska Giffey wurde per Livestream übertragen. Foto: Büro Griese

Velbert/Berlin. Krisenbedingt fand „Kerstin Griese trifft …“ nicht im Velberter Bürgerhaus BiLo statt, sondern wurde als Livestream übertragen. Die Bundestagsabgeordnete und die Familienministerin sprachen über Hilfen für Beschäftigte, die Aufwertung der sozialen Berufe und die Gefahr, dass häusliche Gewalt in der Krise zunehmen könne.

Familienministerin Franziska Giffey hat sich mit Kerstin Griese im Jakob-Kaiser-Haus des Bundestages getroffen, während viele Publikumsfragen per Mail oder Chat eingingen. „Viele Menschen brauchen jetzt ganz viel Beratung und Antworten zu Hilfsleistungen“, stellte Griese fest und kündigte eine zusätzliche Telefonsprechstunde unter der Nummer 030 227-72680 für Freitag, 3. April, 15 bis 16 Uhr an.

„Es stellen immer mehr Unternehmen Antrag auf Kurzarbeit“, wies Griese im Gespräch mit Giffey auf die soeben bekanntgegebenen Zahlen hin. Die Beschäftigten bekämen jetzt 60 Prozent – beziehungsweise 67 Prozent, wenn man Kinder hat – ihres Gehalts als Kurzarbeitergeld. Kerstin Griese appellierte an die Arbeitgeber, diesen Betrag möglichst aufzustocken. Hinzu komme der Kinderzuschlag, betonte Franziska Giffey. „Und den gibt es zusätzlich zum Kindergeld, plus Wohngeld, plus Kita-Gebühren-Befreiung“, empfahl die Ministerin die Hilfen auf der Website www.notfall-kiz.de. Der Antrag könne digital gestellt werden, man müsse nirgends hingehen. Gleichzeitig sei der Zugang zur Grundsicherung deutlich erleichtert worden, ergänzte Kerstin Griese. Sie rechnet mit über einer Millionen Menschen, die neu auf Grundsicherung angewiesen sind. Giffey findet es wichtig, die Hilfen jetzt nicht per Gießkanne zu verteilen, sondern sie denjenigen zu geben, die sie wirklich brauchen. Das gelte auch für die Unterstützung von Unternehmen. „Die sozialen Berufe, in denen zu 80 Prozent Frauen arbeiten und die jetzt so systemrelevant sind, müssen aufgewertet werden“, forderte Franziska Giffey. Es reiche nämlich nicht aus, sich nur zu bedanken. „Das ist ein frauenpolitisches Thema“, unterstrich sie.

Aktuell befürchten Griese und Giffey, dass die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder zunimmt. „08000 116016 – das ist Nummer mit der man das Hilfetelefon ‚Gewalt gegen Frauen‘ erreicht“, so Giffey. Bei der ‚Nummer gegen Kummer‘, wo Kindern und Jugendlichen geholfen wird, wird mehr angerufen. „Wir haben eine Steigerung von über 20 Prozent. Wir haben auch beim Elterntelefon mehr Eltern, die anrufen“, wies Franziska Giffey auf umfangreiche telefonische und Online-Beratungsmöglichkeiten hin. „Der Kinder- und der Jugendschutz muss erhalten bleiben, auch in dieser schwierigen Zeit, wenn die Familien enger aufeinandersitzen“, unterstrich die Ministerin.

„Wir alle wissen noch nicht, wie sich dieses Virus entwickelt“, antwortete Giffey auf eine Zuschauerfrage nach Szenarien für den Wiedereinstieg in den Alltag. „Wir haben eine Perspektive bis zum Ende der Osterferien.“ Bis dahin seien die Beschränkungen, Kita- und Schulschließungen gültig. „Wir sind in einer Situation, in der wir von Woche zu Woche bewerten, wie das weitergehen kann.“ Franziska Giffey warnte davor, zu früh wieder alles anlaufen zu lassen. „Es geht um die Verlangsamung der Verbreitung. Wir sind erst in der zweiten Woche. Wir sind in der Bewältigung der akuten Krisensituation“, betonte Giffey. „Ich glaube, dass sich viele Leute sehr verantwortungsvoll verhalten“, zeigte sich Kerstin Griese dankbar, dass die Maßnahmen und Einschränkungen auf großes Verständnis treffen.