Entlang der Straßen im Ruhrgebiet - im Bild die Königsallee in Bochum - stehen rund 800 neue Jungbäume. Foto: Straßen.NRW
Entlang der Straßen im Ruhrgebiet - im Bild die Königsallee in Bochum - stehen rund 800 neue Jungbäume. Foto: Straßen.NRW

Bochum. „Die Verkehrssicherheit geht vor“, und deshalb muss Baumkontrolleur Armin Klein manchmal schweren Herzens einen Baum an einer Straße fällen lassen. Um die entstandenen Lücken aufzufüllen, hat die Straßen-NRW-Regionalniederlassung Ruhr in dieser Pflanzperiode insgesamt fast 800 Bäume im gesamten Ruhrgebiet gepflanzt.

Noch bis Ende April 2020 finden unter anderem in Bochum, Datteln, Dortmund, Dorsten, Essen, Hamm und Marl 220 neue Winterlinden und 214 Berg- und Spitzahorne, aber auch Eichen, Esskastanien, Eiben und Apfelbäume einen neuen Standort entlang von Landes- und Bundestraßen. Straßen-NRW investiert dafür insgesamt etwa 400.000 Euro.

Zwei Baumkontrolleure kontrollieren im Gebiet zwischen Oberhausen und Hamm, Mülheim und Haltern entlang der Landes- und Bundesstraßen auf einer Strecke von über 1.000 Kilometern die Bäume auf ihre Verkehrssicherheit. Die Fachleute überprüfen sie auf ihre Standfestigkeit und mögliche Krankheiten. Erst wenn es nicht mehr anders geht, entfernen sie kranke oder tote Bäume und Äste. Dabei ist es nicht immer möglich, einen neuen Baum direkt an die gleiche Stelle zu setzen: „Wenn ein junger Baum einfach in eine Lücke gesetzt wird, dann entwickelt er sich unter Umständen nicht gut, weil die alten und deutlich größeren Bäume ihm das Licht wegnehmen“, erklärt Armin Klein.

Viele Faktoren zu berücksichtigen

Klein und sein Kollege Oliver Schulte entscheiden darüber, welche Bäume an welcher Stelle gepflanzt werden. Dabei sind viele Faktoren zu berücksichtigen: Der Baum muss zum bestehenden Bestand passen und sich an dem Standort wohlfühlen. „Ein guter Straßenbaum muss außerdem das Salz gut vertragen, mit dem im Winter die Straßen eisfrei gehalten werden“, sagt Klein.

So gedeihen auf sandigen Böden nur etwa Birken gut, während Eiben mit ihrem immergrünen Laub besonders guten Sichtschutz bieten und schattenverträglich sind. Kastanien verärgern gerade im Herbst mit ihren Früchten oft die Autobesitzer, die ihre Fahrzeuge darunter parken. Andere Bäume wie die Linde machen in Vergleich zu anderen Bäumen viel Arbeit, weil sie rund um ihren Stamm viele Triebe bilden, die entfernt werden müssen, und anfällig sind für einen Wurzelpilz, der nur schwer zu entdecken ist. Auch die Wünsche der Kommunen und von Anwohnern berücksichtigen die Baumkontrolleure, soweit das möglich ist.

Das aktuelle Lieblingsprojekt von Armin Klein ist eine Streuobstwiese in Bochum: An der Kemnader Straße wachsen auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern, das entspricht der Fläche von etwa drei Handballfeldern, seit Anfang März 25 Apfelbäume. Der gelernte Gärtner hat für die Wiese vier traditionelle Apfelsorten ausgesucht. Unter den Bäumen werden verschiedene Gräser ausgesät, die künftig zweimal im Jahr gemäht werden. In den ersten Jahren müssen die jungen Apfelbäume regelmäßig zurückgeschnitten werden. In spätestens fünf Jahren werden die Bäume Früchte tragen, die dann zum Beispiel Vögeln und Insekten als Nahrung dienen.

Viel Aufmerksamkeit für junge Bäume

Jeder junge Baum braucht viel Aufmerksamkeit. Etwa zwanzig Zentimeter Umfang haben die Stämme der Eichen, Ahorne, Linden oder Apfelbäume, die durchschnittlich zehn Jahre alt sind und aus Baumschulen stammen. Vor der Pflanzung wird der Boden mit Kompost angereichert, danach wird der junge Baum mit Pfählen und einem Rindenschutz unterstützt.

Nach spätestens einem Jahr ist klar, ob der Baum neue Wurzeln geschlagen hat und an seinem neuen Standort gedeiht. Zwischen zwei und drei Prozent der neugepflanzten Bäume müssen nach einem Jahr ersetzt werden – es kann aber auch mal deutlich mehr oder weniger sein. Bevor sie die nächsten Pflanzungen planen, stellen die beiden Baumkontrolleure sicher, dass ihre neuen Schützlinge ausreichend Pflege bekommen, und behalten den alten Bestand im Blick.