Das Foto zeigt den siebenjährigen Abdurakhmon mit Dr. Cornelia Möhring und Dr. Caroline Steenken(r.). Foto: Helios-Klinikum
Das Foto zeigt den siebenjährigen Abdurakhmon mit Dr. Cornelia Möhring und Dr. Caroline Steenken(r.). Foto: Helios-Klinikum

Velbert. Abdurakhmon O. (7) kommt aus Tadschikistan und leidet seit seiner Geburt an Hypospadie, einer Fehlbildung im Bereich der männlichen Harnröhre. Durch die Hilfseinrichtung Friedensdorf in Oberhausen wurde er ins Helios-Klinikum Niederberg vermittelt, wo dem Jungen nun durch eine Operation geholfen wurde.

Noch etwas schüchtern schaut der 7-jährige die Ärztinnen an, die an sein Bett kommen und schauen, wie es dem kleinen Patienten nach der Operation geht. „Deutsch versteht der Kleine ein wenig, aber er ist sehr schüchtern und redet eigentlich nur, wenn es mal ein Stück Schokolade zur Belohnung gibt“, lacht Dr. Caroline Steenken, Assistenzärztin der Urologie am Helios-Klinikum Niederberg.

Abdurakhmon darf noch nicht aufstehen, denn ihm wurde Bettruhe verordnet. Erst vor wenigen Tagen wurde er operiert. Die Fehlbildung der Harnröhre, die der Junge seit seiner Geburt aufweist, wird in der Fachsprache Hypospadie genannt. In 65 –70% der Fälle mündet die Harnröhre dabei an der Unterseite der Eichel (sogenannte vordere Hypospadie). Seltener befindet sich die Harnröhrenöffnung an der Mitte des Penisschaftes (mittlere Hypospadie) oder im Bereich des Hodensackes oder Dammbereich (hintere Hypospadie).

„Die Hypospadie ist die häufigste angeborene urogenitale Fehlbildung beim Jungen und wird bei ca. 1:300 – 1:1000 Neugeborenen beobachtet und kann familiär gehäuft auftreten. Die Öffnung der Harnröhre mündet nicht an Spitze des Penis, sondern an dessen „Unterseite“. Außerdem umgibt die Vorhaut die Eichel nicht vollständig und sieht daher untypisch aus. Außerdem ist Penisschaft nicht gerade, sondern meistens gekrümmt“, erklärt Dr. Cornelia Möhring, Oberärztin der Klinik für Urologie und Nephrologie am Helios-Klinikum Niederberg.

Durch die Fehlbildung war es dem Jungen vor der OP nicht möglich im Strahl zu urinieren und außerdem wäre er später nicht zeugungsfähig gewesen. Die Ärzte des Friedensdorfs entschieden deshalb, dass der Junge zur Behandlung nach Deutschland fliegen darf.

„Die Operation umfasst dabei die Verlagerung der Harnröhrenspitze an die Spitze der Eichel, die dafür notwendige Verlängerung der verkürzten Harnröhre, die Neubildung oder Beschneidung der Vorhaut und die Beseitigung der Penisverkrümmung“, erklärt die behandelnde Ärztin, Dr. Möhring, die sich seit vielen Jahren für die Behandlung der Kinder, die aus Krisengebieten stammen, einsetzt.

Abdurakhmon hat die OP gut überstanden und wird in ein paar Tagen das Klinikum wieder verlassen können. In ein paar Wochen wird er wieder zurück zu seiner Familie nach Tadschikistan reisen.

Die Hilfseinrichtung Friedensdorf aus Oberhausen hilft seit 50 Jahren verletzten und kranken Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten durch medizinische Behandlungen in Europa. Sie schickt ihre Ärzte in Länder, wo viele Menschen in Armut leben. Eine medizinische Versorgung ist dort nur in seltenen Fällen möglich. Eine angemessene Behandlung ihrer kranken Kinder können sich viele Familien außerdem nicht leisten. Die Mitarbeiter bringen deshalb kranke und verletzte Kinder zur medizinischen Versorgung nach Deutschland und vermitteln sie dann zu verschiedenen Kliniken in ganz Deutschland, die sich im Vorfeld bereiterklären, die Behandlung und die entstehenden Kosten zu übernehmen.

Die Helfer des Friedensdorfes können zwar nicht jedes Kind mitnehmen, denn die Diagnose der Ärzte vor Ort und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie entscheiden darüber, ob die Kinder nach Deutschland kommen dürfen, um dort in einem Krankenhaus behandelt zu werden. Abdurakhmon hatte Glück und kam schon vor Monaten ins Friedensdorf. Die Mitarbeiter der Organisation Friedensdorf vermittelten den Jungen in die urologische Klinik des Helios Klinikum Niederberg, um dem kleinen Patienten die Behandlung zu ermöglichen. Hier konnte der kleine Patient nun erfolgreich operiert werden. Die Operation und medizinische Versorgung erfolgte selbstverständlich unentgeltlich.

„Es ist uns eine Herzensangelegenheit den Kindern aus den Regionen zu helfen, in denen die medizinische Versorgung oftmals unmöglich ist. Wir freuen uns, dass wir erneut einem Kind helfen konnten, ein normales Leben ohne gesundheitliche Einschränkungen führen zu können“, fügt die Ärztin noch hinzu.