Barbara Städtler, Sprachheilbeauftragte des Kreises, beantwortete Fragen. Foto: Kreis ME
Barbara Städtler, Sprachheilbeauftragte des Kreises, beantwortete Fragen. Foto: Kreis ME

Kreis Mettmann. Im Rahmen eines Interviews hat sich die Sprachheilbeauftragte des Kreises, Barbara Städtler, zu kindlichen Sprachstörungen geäußert.

Die Zahl der Kinder mit Sprachstörungen steigt stetig. Aber auch die Therapiemöglichkeiten werden immer besser. Die neuesten Ergebnisse wurden jetzt auf dem 18. Sprachsymposium des Kreises Mettmann vorgestellt. Themenschwerpunkt war diesmal „Wenn der Redefluss stockt, Stottern und Poltern bei Kindern“.

Ein Interview zu den Ergebnissen mit der Sprachheilbeauftragten des Kreises, Barbara Städtler:

Warum ging es in diesem Jahr um Stottern und Poltern?

Wir haben das Thema gewählt, weil wir immer mehr Kinder unter 3 Jahren haben, die diese Symptome zeigen. Insgesamt sind ungefähr 800.000 Menschen in Deutschland betroffen und davon sind 5 Prozent Kinder.

Was sind möglich Auslöser der Krankheit?

Ein möglicher Auslöser ist sicherlich die genetische Vererbung. Ein anderer Grund kann sein, dass das Kind sich selbst psychisch unter Druck setzt. Es hat Sorge, dass es dem Anspruch der Eltern nicht gerecht wird, da diese es andauend korrigieren. In seltenen Fällen kann ein einschneidendes Erlebnis, wie ein Unfall die Sprachstörung auslösen. Es kann aber auch sein, dass die Kinder schneller denken, als die Mundmotorik mitmacht. Jedoch erst wenn ein Kind die Anfangslaute eines Wortes ständig wiederholt, kann man von Stottern sprechen. Von Poltern spricht man, wenn der ganze Redefluss schnell und holperig ist.

Wie kann man erkennen, dass das Kind eine Therapie benötigt?

Grundsätzlich muss man ein Kind erst über einen längeren Zeitraum beobachten. Denn es ist auch möglich, dass der Redefluss sich ganz von selbst wieder verbessert. Verfestigt sich jedoch die Störung, muss man eingreifen. Es gibt mittlerweile gute Therapien, die sich ständig weiterentwickeln. Eine Expertin auf diesem Gebiet ist beispielsweise die Referentin des diesjährigen Symposiums, Dr. Claudia Iven. Bei der Wahl des Therapeuten sollte man jedoch darauf achten, dass es sich um einen ausgebildeten Experten auf dem Gebiet Stottern handelt.

Was können Eltern tun?

Die Eltern sollten dem Kind positives Feedback geben, entspannte Sprechsituationen schaffen, das Kind nicht hetzen, ihm Mut machen. Sie sollten sich Zeit nehmen und ihrem Kind die volle Aufmerksamkeit schenken. Zudem sollte das Stottern enttabuisiert werden. Die Eltern sollten die Therapie begleiten und immer dabei sein.

Steigt ihrer Einschätzung nach die Zahl der Kinder mit Sprachstörungen?

Ja, eindeutig. Jedes dritte Kind hat mittlerweile eine Sprachauffälligkeit. Gründe dafür sind, dass das Gespräch mit dem Kind fehlt, die Zeit des Miteinander wird immer weniger. Oft spricht man über die Köpfe der Kinder hinweg, man spricht zu wenig mit ihnen. Bei vielen Kindern unter 3 Jahren ist der Wortschatz zu gering, die Aussprache ist zu schlecht. Und daraus können sich dann Sprachentwicklungsstörungen ergeben.

Derzeit wird schon das nächste Symposium geplant. Interessierte können sich ab Februar anmelden, sobald das Thema der Veranstaltung feststeht. Da die Veranstaltung des Kreises Mettmann, die sich aufgrund ihrer Historie über die Grenzen des Kreises etabliert hat, bei den Experten ein Muss ist, ist eine frühzeitige Anmeldung sinnvoll, um einen der mehr als 100 Plätze zu bekommen.