Die Steuerungsgruppe stellte jetzt die Ergebnisse der dritten Armutskonferenz und die weiteren Maßnahmen vor: Wolfgang Preuß, Michaele Berster, Gudula Kohn, Wolfgang Peetz und Andreas Seidler. Michael Anhut war verhindert. Foto: Sabine Drasnin

In Wülfrath ist jedes sechste Kind arm, das sind 540 Kinder. Wie sind diese Kinder und ihre Eltern zu erreichen, wie kann ihnen geholfen werden, ohne sie weiter zu beschämen? Wie kann den Kindern eine gute Zukunft ermöglicht werden? Darum geht es bei den Armutskonferenzen.

Nach der ergebnisreichen Auftaktveranstaltung „Kinderarmut in Wülfrath – das geht uns alle an!“ im März 2017 und der Fachtagung zum „Armutssensiblen Handeln“ im Oktober 2017 hat am 14. April 2018 die III. Armutskonferenz mit dem Titel  „Aktiv gegen Kinderarmut in Wülfrath!“, mit 45 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Bereichen stattgefunden.

Vier Projektgruppen zur weiteren Bearbeitung wurden ausgewählt: Kinderarmut und Bildung, Kinderarmut und Gesundheit, Kinderarmut und kulturelle Teilhabe, „Kleine Füße   kleine Schuhe, große Füße – große Schuhe“.

Die Armutskonferenz wird von einer Steuerungsgruppe koordiniert und geleitet. Ihr gehören an die stellvertretenden Bürgermeister Andreas Seidler und Wolfgang Preuß, Wolfgang Peetz von der DRK-Initiative „Wülfrather Kinder in Not“ und Fraktionsvorsitzender der Wülfrather Gruppe, Michaele Berster, Dezernentin Jugend und Soziales, Gudula Kohn, Jugendamt und Netzwerkkoordinatorin „Frühe Hilfen“ sowie Michael Anhut, Diakon, von der katholischen Kirche.

Ziel ihrer Arbeit ist es, Ausgrenzung zu verhindern und allen Kindern Teilhabe zu ermöglichen. Der kostenfreie Büchereiausweis für alle Kinder ist eine Maßnahme, die die Steuerungsgruppe schon erfolgreich umgesetzt hat.

„Bildungsangebote müssen für jedes Kind zugänglich sein“, betont Sozialdezernentin Michaele Berster. Arme Kinder sollen hier aber nicht durch besondere Maßnahmen herausgehoben werden, daher erhalten alle Kinder bis 14 Jahre den kostenlosen Bücherausweis. „Eine weitere gute Maßnahme wäre kostenloses Essen für alle in Kita und Schule“, schlägt Wolfgang Peetz vor. Man könne sich dann das ganze Antragswesen sparen, das nur unnötig Geld verschlinge.

Solange das aber nicht durchsetzbar ist, gilt es, armen Kindern direkt zu helfen. Erster Schritt ist dabei, zu erkennen, ob ein Kind arm ist, denn Kinder lernen früh, ihre Armut zu verstecken. Dazu sind Weiterbildungsangebote für Erzieherinnen und Ansprechpartner in Vereinen und Schulen geplant, etwas zur einfühlsamen Gesprächsführung. Denn die Eltern zu erreichen sei sehr schwer, ist sich die Steuerungsgruppe einig. „Wir wollen die Mitarbeiter befähigen, die Eltern aufzuschließen“, so Peetz, und Berster ergänzt „Vertrauenspersonen in der Kita oder der Schule sind sehr wichtig; diese Menschen müssen in der Lage sein, den Eltern zu helfen.“

Auf dem Weg zu weniger Kinderarmut sollen auch mehr Informationen zu Angeboten für alle Kinder helfen. „Ziel ist, dass alle Kinder das Kulturangebot in Wülfrath kennen und nutzen“, nennt Gudula Kohn einen Pfeiler der weiteren Arbeit. Auch der kostenlose Schwimmbadbesuch wäre eine sinnvolle Maßnahme, hier müsse die Politik wieder eingebunden werden. „Wir bleiben dran“, versichert sie.

Ein Leitfaden für in Kitas, Schulen und Vereinen Tätige  informiert über Möglichkeiten, Kinderarmut zu erkennen und nennt Hilfestellen.