Gerd Helmut Diestler, Konjunkturexperte der IHK. Foto: Kling
Gerd Helmut Diestler, Konjunkturexperte der IHK Düsseldorf. Foto: Kling

Kreis Mettmann. Eigentlich war die Wirtschaft auf einem guten Weg. Die Unternehmen waren dabei, die Folgen der Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns aufzuarbeiten. „Die Stimmung war nicht euphorisch, aber zuversichtlich“, erinnert Gerd Helmut Diestler. Dann aber kam der Krieg. Und er brachte nicht nur Tod, Leid und Flucht für die Ukraine, sondern auch einen Einschnitt in die wirtschaftliche Entwicklung.

„Das habe ich so noch nicht erlebt“, sagt Diestler. Er untersucht seit Jahrzehnten für die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf die konjunkturelle Entwicklung in der Region. In ihren Umfragen will die Kammer von den Unternehmen auch stets wissen, wie sie die künftigen Entwicklungen einschätzen. Dabei erlebte die IHK diesmal einen Absturz der Hoffnungen. Groß sind die Sorgen. „Sämtliche Branchen erwarten erheblich schlechtere Geschäfte“, berichtet die IHK. „Nun überwiegen überall die Pessimisten.“

Dabei ist die Geschäftslage selbst noch gar nicht schlecht. Auch diese Angaben beziehen sich auf die Aussagen, die die befragten Unternehmen selbst machen – in diesem Frühjahr 235 Betriebe mit 22.400 Beschäftigen.

Die Nachfrage nach Produkten aus dem Neanderland sei weiter hoch, die Auslastung der verarbeitenden Industrie sogar noch leicht gestiegen. Aber beim Blick in die Zukunft sehen die Firmen schwarz.

Das liegt unter anderem an den gestiegenen Kosten. „Die Energiepreise waren schon vorher hoch“, weiß IHK-Mann Diestler. Aber der durch den Krieg erfolgte dramatische Preisanstieg bereitet den Unternehmen Probleme. Dazu kommen Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Material und Vorprodukten. Und dann noch die Sorge: Wie geht es mit der Energieversorgung weiter? Mit der Lieferung von Gas und Öl?

Den „enormen Preisdruck“, so die IHK, geben die Betriebe an die Kundschaft weiter. Über die Hälfte der Unternehmen hat das schon getan, weitere 32 Prozent planen es.

Am Ende treffen die Preissteigerungen in vielfältiger Form den privaten Verbraucher. Und der reagiert mit Zurückhaltung bei seinen Ausgaben. „Die Leute haben weniger Geld im Portemonnaie“, erläutert Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert. Und auch sie machen sich Sorgen um die zukünftige Entwicklung. Das führt zu der Zurückhaltung der Konsumenten, die der Einzelhandel jetzt schon spürt.

„Nahezu unbeeindruckt“ zeigt sich nach Darstellung der Kammer der Arbeitsmarkt. Unter dem Strich wollten die Unternehmen sogar eher Leute einstellen. Wegen des Fachkräftemangels fänden sie aber nicht genügend Personal, das gelte vor allem für den Bau. Im Einzelhandel sieht das anders aus, dort wird mit weniger Personal geplant.

„Unternehmen brauchen Planungssicherheit“, weiß Konjunkturexperte Diestler. Aber genau die gibt es gerade nicht: Sicherheit, wie es in Zukunft weitergeht. Mit der Energieversorgung und überhaupt.

Der IHK-Mann hat noch die Hoffnung, dass es nicht so schlimm kommt, wie die Betriebe fürchten. „Noch sind die Risiken nicht eingetreten“, sagt Diestler. Im Oktober weiß er mehr. Dann will er die Ergebnisse der nächsten Umfrage vorstellen. Wenn nichts dazwischenkommt.